Viele Menschen versuchen, Probleme im Kopf zu lösen – mit Grübeln, Analyse, Gesprächen. Doch echte Veränderung geschieht nicht nur im Denken. Sie geschieht, wenn wir den Körper einbeziehen. Systemisches Coaching entfaltet seine volle Wirkung dann, wenn es verkörpert wird: wenn wir Muster nicht nur besprechen, sondern fühlen, bewegen und regulieren.
Warum der Körper mehr weiß als der Kopf
Der Körper speichert Erfahrungen. Selbst Jahre später zeigt er sie: verspannte Schultern, flacher Atem, ein zusammengezogener Bauch.
Der Traumaforscher Bessel van der Kolk brachte es auf den Punkt: „Der Körper hält die Erinnerung.“
Solange wir nur darüber reden, bleibt die Energie oft im Körper gefangen. Erst wenn wir ihn einbeziehen, kann sich wirklich etwas lösen.
Gefühle sind Körper – nicht nur Gedanken
Die Neurowissenschaftlerin Lisa Feldman Barrett beschreibt Gefühle als „konstruierte Erfahrungen“: Sie entstehen, wenn Gehirn und Körper Signale interpretieren. Das bedeutet: Wenn wir Körpererleben verändern, verändern sich auch Gefühle. Vivian Dittmar spricht in ihrem „Emotionalen Rucksack“ davon, dass viele Emotionen unverarbeitet in uns lagern. Erst wenn wir sie durch den Körper fließen lassen, entsteht Entlastung.
Im Coaching heißt das: Gefühle nicht „wegdenken“, sondern fühlen lernen – in einem sicheren Raum, wo das Nervensystem langsam Vertrauen gewinnt.
Methoden verkörperten Arbeitens
- Im Coaching arbeite ich mit Methoden, die über den Kopf hinausgehen:
- Atmung: Der Atem ist unser direktester Zugang zum Nervensystem. Ein ruhiger Ausatem signalisiert Sicherheit.
- Somatic Experiencing (Peter Levine): Kleine Bewegungen helfen, eingefrorene Energie zu lösen.
- Embodiment: Haltung und Bewegung verändern, um neue innere Zustände zu erleben.
- Systemische Aufstellungen: Dynamiken sichtbar machen – nicht nur kognitiv, sondern körperlich spürbar.
- Emotionale Arbeit: Gefühle im Körper willkommen heißen. Alles, was wir einmal nicht fühlen konnten, ist gespeichert. Wenn es Raum bekommt, entsteht Freiheit.
Warum das nachhaltiger ist
- Veränderung, die nur im Kopf stattfindet, bleibt oft abstrakt.
Verkörperte Arbeit dagegen verankert neue Erfahrungen tief im Nervensystem.
- Muster lösen sich nicht nur im Denken, sondern auch im Körper.
- Neue Erfahrungen werden gespeichert – und abrufbar im Alltag.
- Das Nervensystem lernt, flexibler zu reagieren – nicht nur zu verstehen, sondern wirklich anders zu handeln.
- Darum ist verkörpertes Arbeiten nachhaltiger: Es verändert nicht nur deine Gedanken – sondern dein ganzes System
Fazit
Der Körper ist kein Anhängsel des Geistes. Er ist das Fundament.
Wenn du lernst, ihm zuzuhören und ihn einzubeziehen, wird Entwicklung nicht nur gedacht, sondern gelebt.
Weiterlesen
• Die Magie der systemischen Frage
• Stressintelligenz statt Stressmanagement
Quellen (optional)
• van der Kolk, B. (2015): The Body Keeps the Score.
• Feldman Barrett, L. (2018): Wie Emotionen entstehen.
• Levine, P. (1997): Waking the Tiger: Healing Trauma.
• Dittmar, V. (2016): Der emotionale Rucksack.






